Katalysator für die Internationalisierung

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz

Über die Mitgliedschaft im DAAD will die Akademie ihre Internationalisierung deutlich verstärken 

Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz ist neues Mitglied im Deutschen Akademischen Austauschdienst e.V. (DAAD). Unter den Akademiemitgliedern sind viele Nobelpreisträger, darunter Niels Bohr, Otto Hahn und Heinrich Böll. Der Präsident der Akademie, Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl, erklärt im Interview, wie die Forschungseinrichtung ihre internationale Ausrichtung über die Mitgliedschaft im DAAD weiter stärken will.

Herr Professor Anderl, was ist die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz?
Wir sind eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung und eine Gelehrtengesellschaft, die sich der Pflege der Wissenschaften und der Literatur sowie der Bewahrung und Förderung der Kultur verschrieben hat. Die rund 250 Mitglieder sind in drei Klassen unterteilt: die mathematisch-naturwissenschaftliche, die geistes- und sozialwissenschaftliche sowie die Klasse der Literatur und Musik. Wir sind eine von acht Akademien in Deutschland und gehören zur Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Das Besondere an dem Zusammenschluss ist, dass die Mitglieder im Rahmen des Akademienprogramms Forschungsvorhaben beantragen und umsetzen. Das Programm wird vom Bund und den Ländern finanziert und ist auf die geisteswissenschaftliche Grundlagenforschung fokussiert. Die Projekte stehen für exzellente Forschung und zeichnen sich durch ihre lange Laufzeit von zwölf bis zu 25 Jahren aus. Derzeit betreut unsere Akademie 35 solcher Forschungsprojekte in elf Bundesländern mit einem Gesamtvolumen von über 15 Mio. Euro pro Jahr. 

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz_Professor Anderl

Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz

Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl ist Präsident der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz

Welchen Mehrwert sehen Sie in der DAAD-Mitgliedschaft?
Die meisten unserer geisteswissenschaftlich orientierten Forschungsprojekte haben einen internationalen Bezug, zum Beispiel die Langzeitforschung zu den altägyptischen Kursivschriften, den deutschen Inschriften des Mittelalters und der Schule von Salamanca, um nur einige zu nennen. Das Profil unserer Akademie ist überhaupt sehr international geprägt. Das akademische Leben umfasst auch Zukunftsfragen, die über nationale Grenzen hinaus für die Gesellschaft interessant sind. Zum Beispiel veranstalteten wir im Februar ein Symposium zum Thema Luftschadstoffe, in dem wir aus wissenschaftlicher Perspektive Ursachen und Lösungsansätze diskutierten. Namhafte Persönlichkeiten in der Akademie beschäftigen sich mit Künstlicher Intelligenz und IT-Sicherheit. Wir haben somit auch viele Themen anzubieten, die über die Geisteswissenschaften hinausgehen. Über die Mitgliedschaft im DAAD werden wir unsere Internationalisierung deutlich verstärken können.

Wie könnte das konkret aussehen? 
Wir sehen den DAAD als Katalysator für unsere wissenschaftlichen Aktivitäten und für Vernetzung. Auch wenn wir schon mit vielen Ländern weltweit zusammenarbeiten, sind unsere internationalen Kooperationen weiter ausbaufähig. Wir haben eine Reihe attraktiver Themen zu platzieren, zum Beispiel indem wir über die internationalen Vertretungen des DAAD Symposien in den jeweiligen Ländern veranstalten, um Ergebnisse aus der Akademieforschung vorzustellen. Umgekehrt können wir über den DAAD Kontakte zu den Wissenschaftlern aus diesen Ländern knüpfen, die bei uns in Mainz über ihre Forschungsergebnisse berichten könnten. Neben der Gelehrtengesellschaft gibt es in Mainz auch die Junge Akademie für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die gerade promovieren, aber noch keine oder jedenfalls noch keine dauerhaft verstetigte Professur haben. Gerade für die Mitglieder der Jungen Akademie ist es extrem wichtig, in solche internationalen Netzwerke eingebunden zu sein. 

Interview: Britta Hecker (18. September 2019)